Zur Gründerpersönlichkeit – Maria Zuchantke

 

Kindheit

Ich, Maria Zuchantke,  stamme aus einer musischen Familie. Vater und Mutter, die in der DDR wohnten und bei der Post arbeiteten, lernten sich auf einem Musikfestival kennen, bei der meine Mutter als Solistin ihrer Band sang und Vater in einer anderen die Bassgitarre spielte. Mein Vater stammt aus Böhmen, seine Vorfahren waren Musiker, die hohe Posten am österreichischen kaiserlich-königlichen Hof inne hatten, und unsere Ururur-Großmutter war eine ungarische Zigeunerin. Meine Mutter wurde in Danzig geboren; ihr Vater, der aus Kattowitz stammte, war ein talentierter, belesener, künstlerisch begabter Mensch, der sang, spielte, erzählte. Ich muss bekennen, dass er zu Hitlers Leibgarde gehörte. Nach dem Krieg begründete er in der BRD eine zweite Familie. Was er getan hat und wie er wirklich war, weiß ich nicht. 

 

Meine Eltern kauften, als wir klein waren, fast ohne Geld ein rumpliges Haus mit einem riesigen Garten. Unser Haus war voller Musik. Vater, Onkel, Cousin spielten Instrumente. Oft trafen sie sich und musizierten gemeinsam. Unsere Mutter sang, las uns Märchen und Geschichten vor. Der Garten war wild und voller Früchte. In der Nähe gab es einen Bach und einen großen Wald. Obwohl wir wirklich nicht vermögend waren, war doch alles reich, voller Farben, Geheimnisse und  Musik. Jede Woche fuhr unsere Mutter mit uns zur Christengemeinschaft nach Berlin zum Religionsunterricht, Theaterprojekten, Jahresfesten. Im Gegensatz zur grauen sozialistischen Schule ernährten diese Ereignisse meine Seele, retteten mir das Leben. Heute weiß ich, dass die Lehrer in der Christengemeinschaft mit uns heimlich Waldorfschule gemacht haben. Als ich nach der Wende echte Waldorfschulen sah, mit normalem, täglichem Leben, erkannte ich, dass wir die Quintessenz der Waldorfinhalte mitbekommen hatten, ohne Lernzwang.

 

Studium und erste Arbeit

Als ich 17 war, entstand meine Lebensvision: ich werde mit Kindern, für Kinder da sein. Vielleicht gründe ich ein Kinderheim. Mit einem Partner, der ein wirklicher Freund und auch Pädagoge ist.

 

Um keinen Preis der Welt wollte ich Lehrerin werden, denn vor mir stand das bemitleidenswerte Bild des Lehrers aus meiner DDR-Schule: der Lehrer ist der Feind der Klasse. Entweder er tut einem Leid, oder man hasst ihn, jedenfalls ist er eine gescheiterte, oft lächerliche Person... in meiner ganzen Schulzeit gab es einen einzigen Menschen, den ich wirklich geliebt habe: das war unser Englischlehrer in der Oberschule, denn er war ganz er selbst und machte niemandem etwas vor.

 

Trotzdem ging ich nach dem Abitur halb gezwungen, halb orientierungslos, zum Lehrerstudium! Fachrichtung: Musik und Deutsch.

 

Manchmal weiß man erst nach sehr langer Zeit, wozu etwas geschieht...

Während der Studienzeit kam die Wende. Sofort suchte ich Aufbaustudien in Waldorfpädagogik und fand eine Gründungsinitiative für eine Waldorfschule in Berlin. Ich habe dort vier Jahre lang wie eine Verrückte gearbeitet. Ich war Klassenlehrerin (36 Kinder), leitete den Schulchor, gab Musik, Russisch, Vertretungen ohne Ende, lebte für die Schule. Privat war Chaos. Meine Tochter, die unerwartet auf die Welt kam, wurde von meiner Mutter erzogen. Auf der Suche nach einer eigenen Familie wurde ich zum zweiten Mal schwanger...

 

Dann änderte sich schlagartig alles. Ich lernte Josefus, meinen Mann, kennen. Die Vision aus der Jugend tauchte wieder auf: ein pädagogisches Projekt mit dem wirklichen Lebenspartner. Ich verließ die Schule und meine geliebte Stadt Berlin. Plötzlich wohnte ich auf einem riesigen, zerrütteten Bauernhof in einem verlassenen Nest in Polen.

 

Pädagogische Erfahrungen in Polen

 

Gelobt sei Polen!

Zu Beginn möchte ich deutlich sagen, dass wir dankbar sind, in diesem Land zu leben. Es ist schön hier. Die Menschen sind herzlich, gastfreundlich, künstlerisch und spontan. Das polnische Schulsystem ist genial, denn es erlaubt alles. Es gibt Bildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr, aber keine Schulpflicht. Man kann Experimentalschulen gründen, mit den verrücktesten Profilen. Laut Ministerial-Grundsatzprogramm dürfen Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse nicht sitzen bleiben, sondern in ihrem eigenen Tempo lernen. Und: man braucht überhaupt keine Zensuren zu geben!

 

Pionierzeit

Es begann also in Juchowo, in diesem kleinen, verlassenen Nest bei Szczecinek (Neustettin) in Westpommern. Es kam ein Sohn, wir heirateten, dann kam noch eine Tochter! Wir arbeiteten in einer polnisch-deutschen Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Idee der biodynamischen Landwirtschaft mit Pädagogik, Arbeit für Menschen mit Behinderung sowie Integration und Entwicklung des ganzen Dorfes zu verbinden.

 

Drei Familien, die gemeinsam diese Unternehmung aktiv betrieben, darin unsere, suchten sinnvolle schulische Lösungen für die eignen Kinder. Später kam eine weitere Familie dazu.

 

Bis heute weiß ich nicht mehr, wie ich auf die Homeschooling-Regel im Schulgesetz gestoßen bin. Aber ich weiß noch, dass ich als Deutsche meinen eigenen Augen nicht traute. Zu der Zeit gab es so wenig Menschen in Polen, die diese Chance wahrnahmen, dass die Bezirksvorgesetzte im Schulamt selbst die Regel nicht kannte. Aber es gab sie tatsächlich, und wir konnten loslegen.

 

Wir renovierten Räume. Es wurde ein offizieller Kindergarten gegründet, und im Raum daneben war unsere kleine Homeschooling-Schule.  Mit den Eltern wurde verabredet, dass ich die kleine Gruppe führen soll. Wir meldeten unsere Kinder in der örtlichen Schule an. Die Direktorin war ziemlich überrascht, aber bereit zur Zusammenarbeit.

 

Unsere schon jugendliche älteste Tochter konnte und wollte nicht mitmachen. Sie ging auf Staatsschulen und hat es irgendwie überlebt. Allerdings wechselte sie öfter die Schulen, in der Hoffnung, etwas Besseres zu finden. Nein, sie war nicht glücklich. Aber zu Hause lernen wollte sie auch nicht, sie wäre zu einsam gewesen.

 

Das Profil unserer „Schule”

Wir wählten die Waldorfpädagogik. In Polen gab es zu der Zeit drei Schulen dieses Typs. Natürlich kollidierte das mit dem Programm der dörflichen Schule, denn die Unterrichtspraxis der Staatsschulen steht im krassen Gegensatz zum eigenen freiheitlichen Grundsatzprogramm. Unsere Kinder konnten natürlich nach einem Jahr noch nicht lesen, dafür malten und sangen sie wunderschön und spielten Kinderleier  ... Aber wir beriefen uns auf das Grundsatzprogramm, und bis zur dritten Klasse schafften wir die Norm! Ich muss dazu sagen, dass unsere kleinen Jungs eine besondere Gruppe bildeten und ohnehin in kein normales System gepasst hätten...

 

Jeder Freitag war Wandertag, egal, bei welchem Wetter. Wir haben eine verrückte Waldhütte gebaut. Wir liefen durch Bäche, schaukelten auf riesigen Tannenzweigen, kletterten auf Bäume, brachen das Eis am See-Ufer los. Wir kamen jedes Mal völlig dreckig und nass zurück.

 

Aber auch während der sogenannten normalen Unterrichtsstunden blieb Zeit für Bauen von Mauern aus alten Ziegelsteinen, für Rennen und Spielen, für Theaterprojekte, für endlose Zeichnungen von Bergwerken, Kriegen, Landschaften, Pferden oder Baustellen (wenn das A3-Blatt zu klein war, wurde das nächste drangeklebt, der ganze Fußboden war mit Zeichenblättern voll... )

 

Dann wurde das Gesetz in Polen noch besser: Man konnte jetzt die Schule, bei der man die Kinder einschreiben wollte, frei wählen! Im folgenden Schuljahr meldeten wir uns in der Waldorfschule in Poznan an. Es begann eine enge, wunderbare Zusammenarbeit.

 

Fragt die Jugendlichen heute: Es war ihre glücklichste Zeit. Meine auch. Und bis heute bin ich den Eltern tief dankbar, dass sie mir ihre Kinder anvertraut und all unsere wilden Ideen mitgetragen haben.

 

 

Zusammenarbeit mit dem Dorf

Wir realisierten zusammen mit dem Freizeitzentrum und der Dorfschule viele gemeinsame Veranstaltungen. (Jedes Dorf in Polen hat einen Ort, der heißt „świetlica“, wörtlich übersetzt: Licht-Ort. Da, wo es hell ist. Eine wunderbare Metapher, auch wenn es vielleicht traditionell nur mit dem Vorhandensein von Strom an dunklen Abenden zu tun hat!) Es gab Theater, Weihnachtsspiele, Advents-, Martins-, Oster-, Sommer-, Herbstfeste und Zirkusschule. Es war eine reiche und bunte  Zeit der Integration.

 

 

Neuer Anfang

Das Leben geht nicht immer glatt. Unsere Familie verließ die Stiftung. Wir suchten unser eigenes Glück in Niederschlesien in dem Dorf Sady G

Pädagogische Erfahrungen in Polen

 

Gelobt sei Polen!

Zu Beginn möchte ich deutlich sagen, dass wir dankbar sind, in diesem Land zu leben. Es ist schön hier. Die Menschen sind herzlich, gastfreundlich, künstlerisch und spontan. Das polnische Schulsystem ist genial, denn es erlaubt alles. Es gibt Bildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr, aber keine Schulpflicht. Man kann Experimentalschulen gründen, mit den verrücktesten Profilen. Laut Ministerial-Grundsatzprogramm dürfen Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse nicht sitzen bleiben, sondern in ihrem eigenen Tempo lernen. Und: man braucht überhaupt keine Zensuren zu geben!

 

Pionierzeit

Es begann also in Juchowo, in diesem kleinen, verlassenen Nest bei Szczecinek (Neustettin) in Westpommern. Es kam ein Sohn, wir heirateten, dann kam noch eine Tochter! Wir arbeiteten in einer polnisch-deutschen Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Idee der biodynamischen Landwirtschaft mit Pädagogik, Arbeit für Menschen mit Behinderung sowie Integration und Entwicklung des ganzen Dorfes zu verbinden.

 

Drei Familien, die gemeinsam diese Unternehmung aktiv betrieben, darin unsere, suchten sinnvolle schulische Lösungen für die eignen Kinder. Später kam eine weitere Familie dazu.

 

Bis heute weiß ich nicht mehr, wie ich auf die Homeschooling-Regel im Schulgesetz gestoßen bin. Aber ich weiß noch, dass ich als Deutsche meinen eigenen Augen nicht traute. Zu der Zeit gab es so wenig Menschen in Polen, die diese Chance wahrnahmen, dass die Bezirksvorgesetzte im Schulamt selbst die Regel nicht kannte. Aber es gab sie tatsächlich, und wir konnten loslegen.

 

Wir renovierten Räume. Es wurde ein offizieller Kindergarten gegründet, und im Raum daneben war unsere kleine Homeschooling-Schule.  Mit den Eltern wurde verabredet, dass ich die kleine Gruppe führen soll. Wir meldeten unsere Kinder in der örtlichen Schule an. Die Direktorin war ziemlich überrascht, aber bereit zur Zusammenarbeit.

 

Unsere schon jugendliche älteste Tochter konnte und wollte nicht mitmachen. Sie ging auf Staatsschulen und hat es irgendwie überlebt. Allerdings wechselte sie öfter die Schulen, in der Hoffnung, etwas Besseres zu finden. Nein, sie war nicht glücklich. Aber zu Hause lernen wollte sie auch nicht, sie wäre zu einsam gewesen.

 

Das Profil unserer „Schule”

Wir wählten die Waldorfpädagogik. In Polen gab es zu der Zeit drei Schulen dieses Typs. Natürlich kollidierte das mit dem Programm der dörflichen Schule, denn die Unterrichtspraxis der Staatsschulen steht im krassen Gegensatz zum eigenen freiheitlichen Grundsatzprogramm. Unsere Kinder konnten natürlich nach einem Jahr noch nicht lesen, dafür malten und sangen sie wunderschön und spielten Kinderleier  ... Aber wir beriefen uns auf das Grundsatzprogramm, und bis zur dritten Klasse schafften wir die Norm! Ich muss dazu sagen, dass unsere kleinen Jungs eine besondere Gruppe bildeten und ohnehin in kein normales System gepasst hätten...

 

Jeder Freitag war Wandertag, egal, bei welchem Wetter. Wir haben eine verrückte Waldhütte gebaut. Wir liefen durch Bäche, schaukelten auf riesigen Tannenzweigen, kletterten auf Bäume, brachen das Eis am See-Ufer los. Wir kamen jedes Mal völlig dreckig und nass zurück.

 

Aber auch während der sogenannten normalen Unterrichtsstunden blieb Zeit für Bauen von Mauern aus alten Ziegelsteinen, für Rennen und Spielen, für Theaterprojekte, für endlose Zeichnungen von Bergwerken, Kriegen, Landschaften, Pferden oder Baustellen (wenn das A3-Blatt zu klein war, wurde das nächste drangeklebt, der ganze Fußboden war mit Zeichenblättern voll... )

 

Dann wurde das Gesetz in Polen noch besser: Man konnte jetzt die Schule, bei der man die Kinder einschreiben wollte, frei wählen! Im folgenden Schuljahr meldeten wir uns in der Waldorfschule in Poznan an. Es begann eine enge, wunderbare Zusammenarbeit.

 

Fragt die Jugendlichen heute: Es war ihre glücklichste Zeit. Meine auch. Und bis heute bin ich den Eltern tief dankbar, dass sie mir ihre Kinder anvertraut und all unsere wilden Ideen mitgetragen haben.

 

 

Zusammenarbeit mit dem Dorf

Wir realisierten zusammen mit dem Freizeitzentrum und der Dorfschule viele gemeinsame Veranstaltungen. (Jedes Dorf in Polen hat einen Ort, der heißt „świetlica“, wörtlich übersetzt: Licht-Ort. Da, wo es hell ist. Eine wunderbare Metapher, auch wenn es vielleicht traditionell nur mit dem Vorhandensein von Strom an dunklen Abenden zu tun hat!) Es gab Theater, Weihnachtsspiele, Advents-, Martins-, Oster-, Sommer-, Herbstfeste und Zirkusschule. Es war eine reiche und bunte  Zeit der Integration.

 

 

Neuer Anfang

Das Leben geht nicht immer glatt. Unsere Familie verließ die Stiftung. Wir suchten unser eigenes Glück in Niederschlesien in dem Dorf Sady Górne (Oberer Baumgarten). In dieser Zeit war ich im Kulturhaus Bolków angestellt als  „świetlicowa” (die Licht-Ort-Frau”) für unser Doppeldorf Sady Górne und Sady Dolne (die oberen und die unteren Obstgärten) und tat wieder, was ich nicht lassen konnte, mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen: Frauenchor, Zirkusschule, Deutschunterricht, Theaterprojekte, Gitarrenunterricht, Martinsumzug, Weihnachtsspiele, Bergwanderungen, Integrationsabende und so weiter. Unsere Kinder gingen in der Zeit in die gemütliche, winzige, familiäre Dorfschule. Die Älteste ging schon ihre eigenen Such-Wege des Lebens.

 

 

Schlüsselerlebnis

Als  „Świetlicowa“ hatte ich einfach da zu sein, wenn Kinder und Jugendliche kamen. Wir hatten schon ein ansehnliches Potential von Theaterkostümen und altmodischen Klamotten. Die Jugendlichen hatten ein selbst geschriebenes Stück erfolgreich aufgeführt (meine große Tochter hatte wesentlichen Anteil daran), und ich wollte mit ihnen ein  neues entwickeln. Also verabredeten wir uns zum Improvisieren. Aus dem neuen Stück wurde nichts, aber mehrere Nachmittage lang lag ich vor Lachen gekrümmt und mit Tränen in den Augen auf meinem Zuschauerstuhl, denn was auf der Bühne abging, als freies, unzensiertes Spiel, war  einfach nur fantastisch. Ich hatte natürlich trotzdem ein schlechtes Gewissen, denn wenn  ein normaler Erwachsener gekommen wäre, hätte ich nicht gewusst, was ich sagen sollte. HEUTE WEISS ICH: Es war goldrichtig. Endlich durften diese jungen Menschen, die von den meisten Erwachsenen bevormundet, verbogen, beschimpft wurden (zu mir kamen schlimme, schwer erziehbare, gefährdete Jungs), sie selbst sein, ganz und gar. Es war ein tiefes Glück für uns alle, und ich wünsche „meinen“ wilden Jungs und allen, denen ich begegnen durfte, Glück auf den Weg und Licht im Herzen.

 

 

Homeschooling mit unserer jüngsten Tochter

Nach drei Jahren mussten wir wieder den Ort wechseln, denn unser Wunschprojekt, ein eigenes Haus mit Garten, das zum Zentrum für Menschen werden sollte, scheiterte finanziell vollständig. Unsere nun schon älteren Söhne entschieden sich, in die normale Realschule zu gehen (manchmal brauchen die Kinder von alternativen Eltern ein Stück normale Welt  ), aber mit der jüngsten Tochter suchten wir weiter nach anderen Möglichkeiten.

 

Sie war unter anderem ein Jahr auf Homeschooling, eingeschrieben in die Montessori-Schule in den Beskiden in Koszarawa Bystra, die seit Jahren professionell und liebevoll über 200 Homeschooling-Kinder betreut. Drei Erfahrungen aus dieser Zeit halte ich für sehr wesentlich:

 

1.   Wir haben so viel Zeit mit unserem Kind verbracht wie schon lange nicht mehr, nicht nur mit Schule, sondern überhaupt. Ich selbst habe viele spannende Dinge gelernt, zum Beispiel in Geografie, und mit dem Vater wurde Sternkunde betrieben, griechische Mythologie erkundet und im Geiste über Weltmeere gesegelt.

 

2.   Mit Leichtigkeit bestand sie die Prüfungen, obwohl wir, wenn es hoch kommt, eine halbe Stunde täglich gearbeitet haben.

 

3.   Es fehlte der Kontakt zu anderen Kindern. Der fröhliche Lärm der Kindergruppen, die unter unserm Fenster vorbei zum Sportplatz zogen, weckte Sehnsucht in uns.

 

In der fünften Klasse ging sie in eine Privatschule, das war ganz gut. Aber in der Zwischenzeit hatte sich eine enge Zusammenarbeit durch Kräuterkurse mit der Waldorfschule Bielsko-Biala herausgebildet, deshalb entstand die Idee, sie in der sechsten Klasse als Homeschooling-Kind dort einzuschreiben. Sie nahm dort wochenweise am Unterricht teil, wohnte bei befreundeten Familien, und sonst war sie zu Hause. Das war eine recht gute Lösung, aber dann doch nicht lebbar, deshalb war sie nach zwei Monaten wieder bei Montessoris in Koszarawa registriert und hat im März während einer fröhlichen Reise Mathe, Informatik und Deutsch bestanden sowie im Mai Polnisch, Geschichte und Naturkunde. Aber die Einsamkeit ist unerträglich. Und ich wollte auch nicht mehr auswärts arbeiten, um irgendwo Geld zu verdienen.

 

Die Freie LebensSchule entsteht

 

Ich kam zu dem Schluss, nicht länger mit der Realisierung meines Traums zu warten. Es wurde Zeit, ihn auf die Erde zu bringen!

 

Nachdem ich dies beschlossen hatte, kam als erstes in einer langen Reihe von Wundern das Haus in Bolkow auf uns zu, in dem wir nun zur Miete wohnen. Wir gründeten unsere Stiftung GOLDTAU.Fundacja Złota Rosa, renovierten das Allernotwendigste - mit ein paar Helfern und irrsinniger ausdauernder Arbeit von Josefus, der sich zum echten Polen-Alleskönner mauserte - und begannen sofort, Projekte in die Welt zu setzen. Schon im Sommer 2018 fanden die ersten Ferienlager statt. Und diese Kinder waren es auch, die den Schritt wagten, zu uns in die Schule zu kommen. Es waren drei Kinder der fünften Klasse - und unsere Lucia in der achten.

 

Mittlerweile gibt es jährlich bis zu vier Sommerferienlager mit zusammen 50 Kindern, im Winter eine Theaterfreizeit, und durch die Coronakrise immer mehr Interessierte für das Schulprojekt. Auch rufen immer wieder Menschen an, die ähnliche Initiativen gründen wollen.

 

Mittlerweile besuchen 26 Kinder von der 1. bis zur 8. Klasse unsere Freie LebensSchule und fast haben wir unsere Kapazitätsgrenze schon erreicht. Viel mehr Kinder sind kaum noch möglich. So kam es für mich auch zu einem schmerzhaften Erlebnis, als ich interessierten Eltern erstmalig aus Platzmangel absagen musste.

 

Ich bin für alles zutiefst dankbar und fühle mich manchmal beschämt wegen der grossen Hilfe rundherum,

 

Ihre  Maria Zuchantke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erlebniswoche/ Tydzień BYĆ I CZUĆ